F: Warum wird mein Gewinn nicht automatisch immer größer, wenn ich immer mehr Produkte verkaufe?
A: Auf den ersten Blick gesehen, müsste es eigentlich so sein, deshalb ist das eine gute Frage. Alleine die Tatsache, dass Herstellungskosten entstehen, genügt als Antwort da nicht. Denn eigentlich müssten die Herstellungskosten immer die selben sein oder sogar günstiger werden, wenn mehr produduziert wird. Man kommt schnell zu dem Schluss, dass wenn die Marge also die Handelsspanne zwischen Einkauf und Verkauf gleich bleibt, der Gewinn mit mehr Verkauf mehr werden müsste. Bei diesem Gedankengang wird aber ausgelassen, dass Verkauf auch Kosten produziert. Diese Kosten steigen nicht parallel zu den Verkaufszahlen, sondern steigen oft stärker an. Wie entstehen Kosten durch einen Verkauf? Zuerst einmal entsteht mit jedem Verkauf auch Arbeit und auch weitere Fixkosten. Diese sollte eigentlich immer gleich sein pro Verkuaf. Aber das ist nicht so. Wenn ich ein Lager für 1000 Produkte habe, dann steigt der Gewinn, bis ich mehr als 1000 Produkte verkaufen möchte. Dann muss ich ein weiteres Lager anmieten oder vergrössern und auch weiteres Personal einstellen, das diese Bestellungen alle abarbeitet. Das heisst, das Unternehmen muss wachsen. Die Verkaufszahlen verdoppeln sich aber nicht über Nacht. Das heisst, das Unternehmen muss zuerst mehr Ressourcen ankaufen, anmieten, als Ware verkauft wird. Dann muss in Marketing investiert werden, damit der Verkauf zu den neuen Kapazitäten passt, bis alle Lager und Mitarbeiter ausgelastet sind. Dann ist wieder der Punkt erreicht, an dem man maximalen Gewinn hat. Dieser wird dann wieder in ein weiteres Wachstum investiert. Wachstum erzeugt also nicht nur mehr Gewinne, sondern zuerst einmal Kosten und danach erst Gewinne. Oft muss das Wachstum auch durch Kredite finanziert werden und auch da entstehen Kosten. Zudem entstehen mehr und mehr Verwaltungskosten je grösser das Unternehmen ist. Eine grosse Firma, die 1000 Produkte vertreibt, verursacht also unter Umständen mehr Kosten als nur 10x mehr als eine Firma, die 100 Produkte absetzt. Das ist natürlich nicht immer so. Es gibt zum Beispiel auch steuerliche Unterschiede. Wenn ein Kleinunternehmer, der von der Umsatzsteuer befreit ist, nebenberuflich von zuhause aus ein paar Dinge bei Ebay verkauft, bleibt ihm womöglich mit ganz wenig Aufwand mehr Gewinn pro Verkauf als jemandem, der Löhne, Räume, Umsatzsteuer usw bezahlen muss.
Aufgabe der Unternehmensführung ist die strategische Ausrichtung auf ein Ziel, das bei möglichst wenig Kosten, möglichst viel Gewinn erwirtschaften kann. Immer grösser werden ist dabei nicht der einzige Faktor, wenn auch die Tendenz oft dahin geht. Werden hier Fehlentscheidungen gemacht, weil zum Beispiel der erwartete Absatz plötzlich ausbleibt, obwohl man schon Ressourcen eingekauft hat, kommen Firmen auch mal in Schieflage, weil ihnen dann das Geld für die laufenden Kosten (Cashflow) ausgeht. Eine Möglichkeit ist dann das sogenannte "gesund Schrumpfen". Dabei wird bewusst wieder eine Nummer kleiner skaliert, um eher den Markt zu treffen.